Zu meinem 23. Geburtstag hab ich beschlossen, eine kleine Bilanz zu ziehen, eine Selbstanalyse durchzuführen, mich mit all dem Kram auseinanderzusetzen, der sich in 23 Jahren in mir angesammelt hat. Nicht dass schlechtes Wetter war oder irgendein vergleichbares Pech, das sensiblen Menschen schon am Morgen die Laune verdirbt, aber ausgerechnet an diesem Tag war ich schon beim Erwachen eher melancholisch eingestimmt, wollte niemanden sehen oder hören, schaltete das Handy aus, ging nicht ins Netz (ist, eigentlich, ziemlich schwierig, einen ganzen Tag ohne "social networking" zu überleben - das ganze Leben scheint sich ja in den virtuellen Raum umgesiedelt zu haben)… und die letzte "anti-socializing-Maßnahme" bestand darin, zu versuchen, möglichst wenigen Kollegen in den Weg zu rücken… Wenn man 23 wird, dröhnt es an einen von allen Seiten: "Ach, du bist aber so jung! Was für schönes Alter!" Aber der Ehrlichkeit halber, ist diese Zahl beeindruckend genug, als dass man nicht im Stande wäre, das eigene bisherige Leben, die gegenwärtigen Möglichkeiten sowie auch die Zukunftsaussichten ins Visier nehmen zu können.
 
Nun mal paar Worte zu meinem Äußeren, ein kleines Vorspiel zum ganzen Gerede (hi-hi, das Sie jetzt zu lesen haben). Ich bin schon lange nicht mehr 17, aber in den öffentlichen Verkehrsmitteln werde ich immer wieder nach einem Schulticket gefragt. Mama ist fest davon überzeugt (wortwörtlich aus dem Russischen): "Ein kleiner Hund bleibt ein ganzes Leben lang ein Welpe" (was Sie unermüdlich auf mich einredet). Kein hübscher Vergleich, aber ehrlich gestanden, ist mir auch nicht unangenehm, für viel jünger gehalten zu werden als ich wirklich bin.

Zum x-ten Mal mit trainiertem Auge mich im Spiegel gescannt, kann ich wiederum zum x-ten Mal mir selbst gestehen (zu meiner eigenen Enttäuschung, die im Prinzip, einigermaßen an Gleichgültigkeit grenzt), dass es UNmöglich sein muss, sich in mich vom ersten Anblick zu verlieben. Alles mittelmäßig: Größe, Statur, blasse Haut (die aber dazu neigt, eine schöne bronzenfarbige Sonnenbräune anzunehmen, wenn sie auch nur kurz der Frühlingssonne ausgeliefert wird), ein Sträußchen schwarzer Haare (die von Zeit zu Zeit wagen, bis zu den Schultern zu wachsen)… Von so einem Körper ist kaum zu erwarten, dass er auf großes Interesse, Ansehen einer Menschengruppe stößt. Der Schmuck meines dreieckförmigen Gesichts sind die klaren "Chamäleon-Augen" (bei verschiedener Intensität der Beleuchtung und des Vorhandenseins der oben beschriebenen Sonnenbräune, wechselt sich ihre Schattierung von der hellbraunen bis zur teuflisch grünen). Umrahmt sind die leider von gar nicht attraktiv geraden und ziemlich kurzen Wimpern, die einige Scharen Tusche und viel Mühe in Anspruch nehmen, um länger zu wirken. Nun ja, das wäre vielleicht alles, was ich bezüglich meines Äußeren zu sagen habe… Kann sein, dass Sie dieses von mir skizzierte Porträt für ziemlich selbstkritisch halten. ABER, ich kann Ihnen meinerseits versichern, dass ich einfach realistisch bin und niemals versuche etwas für was anderes zu verkaufen, als es wirklich ist. 

Kurz gefasst, so eine Mittelmäßigkeit… Es gibt doch ein paar Sachen, die bestimmt verdienen, gesondert Erwähnt zu werden. Und zwar die klaren "Chamäleon-Augen", die bei verschiedener Intensität der Beleuchtung und des Vorhandenseins der oben beschriebenen Sonnenbräune ihre Schattierung von der hellbraunen bis zur teuflisch grünen wechseln, ziehen ganz oft negative Aufmerksamkeit an. Ob das der Form der Augen zu verdanken ist, oder den geraden Wimpern, oder was auch immer, aber die Art, wie diese Augen um sich herumblicken, verleiht meinem Gesicht eine verträumte Zickigkeit, ganz egal, in welchen Gedanken ich gerade schwebe oder welche Laune gerade meine Mimik verändert. Hm… das hilft kaum neue Kontakte zu knüpfen. Zur selben Zeit, geben diese Augen eine kluge und ernste Ausstrahlung von sich. Wäre keine Lüge, wenn ich sagen würde, dass es mir niemals viel Mühe gekostet hat, den Eindruck zu hinterlassen, dass ich eine sehr starke, kluge und zuverlässige Persönlichkeit bin (hi-hi, was, vielleicht, auch stimmt).
 
Mit dieser fröhlichen Note höre ich mal auf mit dem Musizieren zum Thema "Mein mittelmäßiges Äußeres" und versuche jetzt ganz kurz meine innere "Ausstattung" zu beschreiben. Die überwiegende Mehrheit der Menschen meint, dass ein Körper unbedingt eine Seele hat. Ich bin aber davon überzeugt, dass es sich eigentlich umgekehrt gehört, und nicht der Körper, sondern die Seele ursprünglich ist, der das materielle Stück Fleisch (Entschuldigung, wenn ich jetzt Ihre Gefühle verletze), zur Verfügung steht, nur um ihr das irdische Dasein zu erleichtern, oder wahrscheinlich auch (in manchen Fällen) ihre Nichtigkeit vor den Augen der anderen zu schützen…
 
Ich kann nicht sagen, welche Funktion mein eigener Körper trägt, zu gestehen ist aber, dass sich die beiden (also, mein Körper und meine Seele) fast nie im Einklang befinden, sondern stets in einer gewissen Konfrontation (die übrigens auch zwischen meiner inneren Welt und der Umgebung herrscht), was wiederum keine Quelle der Lebensfreude sein kann. Kurzfristige Perioden der Euphorie wechseln sich mit dauerhaften Zuständen der Niedergeschlagenheit und Depressionen ab. In der ständigen Suche nach dem eigenen Ich, in der ständigen Versuchung die Feindlichkeit zu mir selbst loszuwerden, nehme ich von Zeit zu Zeit neue Hobbys auf, um meinen auch ohnehin ganz abwechslungsreichen Alltag noch mehr zu bereichern. Auf diese Weise habe ich die Zauberwelt des Handwerks entdeckt (die heutzutage "Kreativität" zu nennen gilt).
 
Diese Seite wurde als eine Art Beichte gestaltet, wo ein Teilchen meines Inneren Ihrer Meinung ausgeliefert ist, ein Teilchen der Welt, in der meine Seele haust und die mir gelegentlich realer erscheint, als die, die meinem Körper ein Zuhause bietet. Ich erhoffe mir kein Lob oder wenigstens Sympathie von Ihrer Seite (obwohl es mir sehr angenehm wäre, wenn Ihnen was von meinen "Kreaturen" gefallen würde). Diese Seite ist lediglich ein neuer verzweifelter Versuch, mich neu zu entdecken und so zu akzeptieren, wie ich wirklich bin, in all meiner Unvollkommenheit.

26.07.2011